Und es weihnachtet wieder! Im Süden sind, endlich, ein halbes Jahr zu spät, die Geschenke angekommen, die wir im Sommer mitgebracht hatten und die dann bei der Fluggesellschaft verschollen waren und später in Talata lagen. Dann waren die Straßen zu schlecht, und sie sind es immer noch, denn, oh Wunder, es regnet! Das ist natürlich das größte Geschenk überhaupt. Dr. Rinja, unser Mann im Süden, hat sich durchgekämpft, um endlich den Koffer mit den Sachen hinzubringen … Jetzt muss ich nur noch erklären, wie man mit der Ballpumpe die Bälle aufpumpt und das es KEINE seltsamen Kopfbedeckungen der merkwürdigen Europäer sind …
Die ersten Kinder haben auch Briefe bekommen und zurückgeschrieben. Sie sind extra mit ihren Eltern nach Ejeda, in den Ort, gewandert – das war kurz vor Rinjas Besuch im Dorf – im Hintergrund sieht man eine Ecke des Krankenhauses. Vonjeraha schreibt zum Beispiel: Unsere Lehrerin ist nett, aber unser Klassenzimmer (also – die ganze Schule) ist sehr schlecht, wenn es regnet, können wir dort nicht sein. Nun regnet es zwar höchstens drei Wochen im Jahr, aber natürlich wäre es schön, ein befestigtes Schulgebäude zu haben. Wir denken sehr aktiv darüber nach. Irgendwann … in ferner Zukunft … werden wir Les Grêvistes, „unsere“ Schule, vielleicht doch privatisieren und ein neues Schulzentrum schaffen, mit sehr vielen Bäumen und Schulgarten drumherum, eine neue Oase, von der aus sich wunderbare Dinge ausbreiten, die wächst und gedeiht wie Les Pigeons in Talata … mal sehen. Träumen ist schön, gerade zur Weihnachtszeit.
Bei Les Pigeons in Talata sind viele Kinder krank, sie sitzen wegen der starken Regenfälle und der überschwämmten Straßen und Hütten nass in der Schule. Die allerärmsten bekommen von uns vom Markt gebrauchte Regenjacken, Schuhe oder Schirme, das hilft: weniger Krankenstand, glückliche Kinder. Hier kommen jetzt SEHR viele Bilder, damit (fast) jeder sein Patenkind finden kann.
Wie grün alles ist! Wunderbar! Da kann man auch besser auf dem Rasen spielen …
Und im Umweltunterricht wird fleißig mit Vorträgen das Thema „Ozeane“ abgeschlossen. Diese Bilder sind nicht besonders „schön“, aber ich bin immer, wenn ich sie sehe, wieder stolz darauf, dass wir vom Frontalunterricht weg sind und die Kinder so un-französisch in Gruppen selbstständig arbeiten und vortragen. Alles Leben kommt aus dem Meer, zu diesem Satz gibt es Comic-Strips, der beste gewinnt einen Preis.
In Talata wächst und gedeiht das Kinderhaus. Gott sei Dank, den den ersten Anwärter, noch ohne Paten, haben wir schon – Lindas und Kellys kleiner Bruder (beide sind schon im Kinderhaus) macht uns zunehmend Sorgen, seine Mutter zieht mit ihm die Hauptstraße auf und ab, bettelt, trinkt zu viel und gerät dauernd in Prügeleien, die Unterstützung, die wir ihr bereits bezahlen, geht für Alkohol drauf. Sie gehört zu denen, die wir bisher auch durch Jobangebote nicht zu retten geschafft haben, manchmal geht es einfach nicht. Der Mann, den sie für eine Weile fest hatte, ist gerade gestorben, die älteste Tochter, 15, ist auch schwanger … Der Kleine hätte bei uns vielelicht eine Chance, mal satt zu werden und in einem Bett zu schlafen mit Dach über dem Kopf.
In der Stadt ist Holy dabei, vorsichtig eine Gruppe von Kindern kennenzulernen, die an einer bestimmten Ecke der Stadt alleine leben und im Rinnstein schlafen, jetzt, bei Regen- so schön Regen ist – eine ziemlich ungemütliche Angelegenheit. Alle Kandidaten fürs neue Kinderhaus … Ende Januar soll es fertig sein, dann werden wir aktiv Paten für neue Kinderhauskinder suchen. Die jetzigen haben sich zu Weihnachten fein herausgeputzt, klar, alles gebrauchte Vollplastikkleider vom großen Markt, aber sie sind sooo stolz … Wenn man bedenkt, wie sie aussahen und sich benahmen, als sie alle neu zu uns kamen … Dass sie auch im Rinnstein geschlafen haben und sich teilweise ständig geprügelt … WOW. Was so ein bisschen Regelmäßigkeit, Essen, Seife und Liebe alles bewirkt! Und die Litschis sind reif, youppiee!
Und hier der offizielle Weihnachtsgruß der Patenkinder – viel Spaß beim eigenes-Kind-suchen! Der echte Weihnachtsbaum wurde dieses Jahr nicht mehr ausgegraben, er ist zu groß geworden. Naja, dann eben Plaste, immerhin sehr wiederverwendbar.
Das Weihnachtsschulfest ist auch gestiegen. Außerdem haben unsere vier Besuchslehrer, die am 3. März für zwei Monate kommen werden, ihre Visa – nachdem wir unendlich viele Papiere ausgefüllt und verfasst haben. Und das Schulfest wurde gefeiert, gestern, und nun kann Weihnachten kommen. Unsere Pakte sind angekommen, eine Zuckerstange für jeden Schüler, ein paar Glitzerringe und Gummitiere für die ganz Kleinen, zu Hause gibt es ja keine Geschenke.
Tratry ny Fety! Frohe Weihnachten!