Wir basteln uns die Welt neu – und erfinden LON

Nur so – ein Gruß der vier kleinen Jungs aus dem Atody!

Großartige Dinge geschehen.

Erstens – ist uns mal wieder ein krankes Kind „passiert“. Die Besitzerin des Pubs, wo Lion und Nomena ausgeholfen hatten, hat sich an Les Pigeons erinnert, als sie die Eltern kennenlernte. Während sie da waren, schien die Arbeit im Restaurant etwas sinnlos … aber das Leben geht UmwegE: Hätten sie dort nicht ausgeholfen, wäre Anisca, fünf, jetzt nicht mehr am Leben. Sie hat eine Hüftluxation durch einen Unfall und zahlreiche vereiterte Herde im Knochen (?). Aber als wir sie ins Krankenhaus gebracht haben, stellte sich heraus: Das ist ihr geringstes Problem. Aniscas Sauerstoffsättigung ist so miserabel, dass sie keine OP-Narkose überleben würde. Also ab nach Tana, eine kleine Weltreise, zum Herzecho: Anisca hat einen Fallot, einen kombinierten Herzfehler. In Madagaskar ein Todesurteil. Das Kind auszufliegen und zu operieren ist unbezahlbar. ABER! Plötzlich Hoffnung: Es gibt eine Organisation, „chaine d´espoir“, die genau solche Dinge übernimmt und organisiert, gratis! Wir müssen nur die Voruntersuchungen und den Pass bezahlen. Anisca darf leben!

In Talata an der Schule wird fleißig gelernt, die Bücher sind jetzt (fast) alle da und helfen sehr.

Unterricht ist toll, aber etwas anderes ist auch wichtig. Denn es gibt eine große Änderung: Immer wieder haben Schüler uns verlassen, haben es nicht mehr geschafft mit dem Lernen, wurden von den Eltern demotiviert und sind dann lieber zu einem Hungerlohn arbeiten gegangen. JETZT HOLEN WIR SIE ZURÜCK.

Denn endlich ist die message angekommen: Unser Ziel ist es, jedem Schüler ein unabhängiges, glückliches Leben zu ermöglichen. Nicht, jeden durchs Abi zu schleifen. Nicht jeder braucht französische Grammatik und Physik. Was jeder braucht, ist einen Lebensunterhalt. Und die Motiviation, Madagaskar und der Welt ein kleines bisschen zu helfen.

Joséa hat die Runde gemacht, hat alle Drop-Outs besucht. Und viele Schüler, die Lernen und Noten hassen, kommen nun wieder. Die Trotzphase Schule-ist-doof ist vorbei. Und wir sind nicht nur Schule! Lesen, Schreiben, Rechnen muss jeder lernen, klar, damit er später nicht übers Ohr gehauen wird. Damit er die Lügen der Regierung durchschaut. Aber danach …

Wir machen also jetzt Berufsberatung, Holy und Martine haben sich lange mit jedem zusammengesetzt und gemeinsam mit den Schülern überlegt, was am besten für sie ist. Und das wird sie ab jetzt immer tun.

Viele möchten in die Werkstätten oder die Landwirtschaft. Da kriegt man ja auch schicke Arbeitsanzüge. Und als Spezialist für nachhaltige LWS ist ein Job später sicher, da gehen Maholy und Francois mit gutem Beispiel voran, sie sind ja schon ein halbes Jahr dabei und fast Superspezialisten. Sowieso machen ja alle Klassen eine Stunde Landwirtschaft pro Woche, und die Insekten freuen sich, dass wir kein Gift spritzen, und die Vögel freuen sich über die leckeren Insekten und die Schulküche freut sich über leckeres Gemüse.

Und die Bäumchen haben es ganz schön eilig mit Wachsen! Im Februar waren sie noch Steine von Avocados und Mangos und Pfirsichen ..

Und in der Nähwerkstatt sind alle neuen Schülerinnen fleißig. Wir haben auch eine neue Nähkraft, die Mama der kleinen Chamirah aus der Patenschaft, Exprostituierte aus der Not heraus, sie ist dankbar, jetzt Nähen zu lernen und einen Job zu haben.

Alle LON-Schüler haben trotzdem Bibliothekszeiten und nehmen natürlich an allen schönen Extra-Dingen Zeit. Hier die LON-Mädchen beim Lesen …

In der Elektromechanik-Werkstatt wird fleißig gebastelt …

Einige fördern wir außerhalb der Schule. Olga-Marie lernt jetzt Konditorin, wir haben einen Ausbildungsplatz für sie gefunden, Jean-Claude wird Automechaniker wie Styvain und Sarobidy vor ihm: Styvain hat inzwischen ein Pratikum beim Vater eines reichen Mitschülers und dort wahrscheinlich bald einen festen Job, Sarobidy möchte bei uns noch Elektromechanik machen, ehe er einen Job sucht.

Die dritte Möglichkeit, für die älteren: eine Starthilfe für ein Mini-Unternehmen. Anja, 18, macht jetzt einen kleinen Laden für Gemüse und lokal angebauten Reis auf, wir restaurieren mit ihr und ihrem Freund einen verfallenen Shop in Talata.

Zusätzlich lernen in der Spezialklasse noch immer Sedera, unser kleiner Autist, und Sarah und Safidy, die erst vor kurzem zu uns kamen, für sie ist es eine Art Alphabetisierungskurs. Nach den Sommerferien werden sie in ihre normalen Klassenstufen integriert. Wir beginnen also FAST, ein gestaffeltes Schulsystem zu haben … na ja, es macht ihnen jedenfalls Spaß.

Sarah auf dem Weg zur Schule, noch ist der Straßenkinderbus fast leer, gleich wird´s voll

Und dann haben wir natürlich unsere Abiturienten, denn wer wirklich kann, soll gerne Abi machen und studieren. Fünf Patenkinder werden ins Studium gehen. Wir drücken ihnen die Daumen für das Abitur! Studiengänge werden besprochen, zwei Mädchen werden Medizin studieren, Madagaskar braucht dringend mehr Ärzte, vor allem solche, die nett zu Kindern sind. Den bisherigen Studenten geht es gut, sie kommen einmal im Monat ihr Geld abholen und Bericht erstatten. Einer war sehr krank, wollte aber nicht behandelt werden, weil er dann ein Jahr Studium wiederholen muss, aber ein toter schneller Student nützt ja auch keinem was. Wir haben ihn gezwungen, jetzt ist er operiert worden und es geht bergauf.

Lova, auch Student, hat für uns das Akany, das Mädchenkinderhaus, neu gestrichen, nachdem die Wände neu trocken gelegt werden mussten. Er hat schon mit mir die Schultüren und -fenster im Februar alle gestrichen, um sich durch die ganze Streicherei einen neuen (gebrauchten) Laptop zu verdienen, er studiert Städteplanung, wichtiges Fach in Madagaskar, auch ein Weltverbesserer.

Im Umweltunterricht haben wir gerade Albedo und Bodenversiegelung. Jely hat mit den Schülern zwei Welten gebastelt, eine total versiegelte quasi ohne Albedo, eine schönere mit höhrer Rückstrahlkraft. Wow!

Auch die im Februar mitgebrachten Spiele, mit denen die Kinder selbstständig lernen können, werden genutzt …

Und das Kinderhaus? Das Kinderhaus hat einen mehrtägigen Ausflug nach Ampefy zu schönen Wasserfüllen gemacht, für die neueren Straßenkinder die erste Reise ihres Lebens. Außerdem haben wir Crêpe machen gelernt und gebastelt …

Außerdem gab es gerade einen Pfannkuchen-Workshop, wir haben einen Ausflug zum See gemacht und es wurde viel gebastelt.