Kampfsport und Eisbärpinguine

Wir haben ein neues Fach! Nein, zwei: Aufklärung und Selbstverteidigung.

Immer wieder brechen Mädchen wegen Schwangerschaft die Schule ab, im Moment ist „unsere“ jüngste Schwangere 15. Allgemein hat Madagaskar ein Problem mit einer ganz eigenen Bevölkerungsexplosion, Logik: Mehr Kinder können mehr arbeiten (oder betteln). Vergessen wird: Mehr Kinder essen auch mehr. Daher gibt es nun Aufklärungsunterricht für Mädchen in Kleingruppen, immer Mittwochs suchen sie sich zusammen mit Hoby (unserer Sozialarbeiterin, Südprojektleiterin, Vizedirektorin und die modernste Frau der Schule) einen ruhigen Ort, um Bücher zu wälzen und über das Wesentliche zu sprechen. Außerdem Pflicht ab der 6. Klasse: Selbstverteidigung für Mädchen. Glücklicher Weise ist Martines Mann, von den Schülern liebevoll Papí, „Großvater“, genannt, Judolehrer und trainiert nun unsere Mädchen. Natürlich werden sie keinen Mann auf den Asphalt legen (allein schon aus Mangel an Asphalt), aber die Übungen geben ihnen das nötige Selbstvertrauen: Ich darf auch Nein sagen. Auf dass alle irgendwann so selbstbewusst sind wie unsere Kinderhausmächen. Hier Fy mit frischer Mango …

„Mein“ Umweltunterricht, den Holy für mich hält, ist wieder angelaufen, wir nehmen die Pole durch. Zunächst fragen die Schüler: Was haben die Pole mit uns zu tun? Wir beginnen mit dem Unterschied zwischen Nord und Südpol und den Tieren dort und der Frage: Was ist überhaupt Schnee? Wir haben Bücher gewälzt und Flocken gebatelt.

Aber irgendwann kommen wir zu Albedo und dem Abschmelzen, die verkleideten kleinen Eisbären und Pinguine merken, wie wenig Platz auf den Schollen ist, und dann kommen wir zum Meeresspiegelanstieg und dazu, was mit Inseln wie Madagaskar passiert … Die großen Schüler basteln Papiergloben und recherchieren selbst im Internet und in der Bibliothek. Die Schüler verwandeln sich in Flocken, die Lehrer sind der Wind, und immer wenn der Wind klatscht, werden die Flocken schnell weggewirbelt … und legen sich schließlich sanft zu Boden. Na ja, oder nicht so sanft. Bei all der französischen Schuldisziplin müssen wir auch mal wild sein.

Aber irgendwann kommen wir zu Albedo und dem Abschmelzen, die verkleideten kleinen Eisbären und Pinguine, die eben noch interpolare Wettläufe ausgetragen haben, merken, wie wenig Platz auf den Schollen ist, und dann kommen wir zum Meeresspiegelanstieg und dazu, was mit Inseln wie Madagaskar passiert …

Die großen Schüler basteln Papiergloben und recherchieren selbst im Internet und in der Bibliothek. Zwischendurch werden auch Gegenstände unter der geschlossenen Schneedecke ertastet …

Und dann die große Ausstellung und Vorführung vor einem vollen Saal. Rundherum erklären wir erst die Pole und was das ist, dann den Klimawandel und dann direkt gleich, wie man ihn aufhält. WOW!

Auf dem inzwischen gepflasterten Schulhof wird inzwischen Seil gesprungen, denn im letzten Paket gab es Springseile zum Ausleihen für die Pause. So ein Seil kann wahnsinnig aufregend sein! Deutsche Schüler zocken am Handy? Pfft, langweilig. WIR haben das echte Abenteuer.

Auch unsere Straßenkinder sind dabei, sich einzuleben. Bis auf eine Ausnahme kommen sie alle immer zur Schule. Noch gibt es gehäuft Kloppereien auf dem Hof, den Umgangston der Straße mit Stirb-oder-Friss an den Umgangston der sanfteren Dorfkinder anzupassen, ist nicht leicht. Aber wir arbeiten daran. Freundschaften sind entstanden, Fortschritte im Lernen blinken durch.

Und wir basteln Tauben … und lesen … und malen … und essen gemeinsam …

Drei unserer Abiturienten studieren, in Patenschaft: Journalismus (gefährlich) / Jura (mutig) / Krankenpflege (sehr nötig). Die beiden Mädchen, die im Vorhinein die besten Noten hatten, haben eventuell ein Problem mit Nervosität und dürfen es nun bei uns in zweiter Runde noch einmal versuchen. Alle sind fleißig.

Und natürlich gibt es noch ein paar Grüße aus dem Kinderhaus. Nach den letzten Schulprüfungen gab es einen Spielemarathan Murmeln-Wasserbalancieren-Stofftier ohne Hände übergeben. Und es ist Mangosaison!

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