Und dann noch ins norwegische Kulturzentrum, ins Tonstudio zu Toky, der damals schon mit uns die Weihnachts-CDs und die Tracks zum ersten Film aufgenommen hat. Vorher noch ein Kaffee am Stand gegenüber: es gibt nur noch zwei Kaffees, so überhaupt auf der Welt, also teilen wir alle. Und plötzlich stehen natürlich Horden von hungrigen Kindern da, denen wir etwas zu essen besorgen. Füttert man eines, kommen fünf neue, irgendwie werden nie alle satt …
Als wir aufnehmen wollen, ist natürlich der Strom weg, weshalb wir erstmal ausführlich Karten spielen, in der schönen frischen Winterkälte draußen. Aber irgendwann kommt er wieder, der liebe Strom, und da geht es: Das erste von fünf Liedern, die sich mit Kinderrechten beschäftigen und zu den Filmen gehören, ist aufgenommen. Wenn Maeva, die allerkleinste, singt, hört man sie auch ohne Mikro noch in Tana. Die übrigen Lieder wird der Musikclub hier ohne uns aufnehmen, wir hören ja dann auch in Deutschland, wenn Maeva gerade dran ist ….
Abschied und viel Kuscheln, jeder hat den Pullover von irgendwem anders an, das liegt natürlich NUR an der Temperatur …
Nachmittags besuchen wir Martine (Chefin der Nähwerkstatt und Mutter von Holy und Hoby), wo eine Menge Familie wartet, Eva, die dritte Tochter, wohnt hinter Martines Haus, udn Evas Kinder haben einen herzförmigen Kuchen für uns gebacken und Bilder gemalt. Es bricht wieder das Tierkartenspiel-Fieber aus, auch die kleinen können das schon, und Eva nimmt mich beiseite, um die vielen vielen kleinen sozialen Hilfsprojekte zu besprechen, die sie organisiert. Mehr und mehr Leute laufen bei ihr und Martine auf, weil LesPigeons wie ein Stern in die Nacht hinausleuchtet- kitschig ausgedrückt. Unkitschig ausgedrückt: Alle glauben, wir können Wunder, und deshalb sind wir offenbar von einer Schule zum Sozialdienst (und zum Einzigen?) der Stadt mutiert. Schon wieder sitzt eine Mutter mit einem Kind vor der Tür, das eine Hernie hat, der Arzt sagt, „das geht mit Kräuterpillen weg“ – hm, muss wohl eine Wunderheilung sein – es ist natürlich nicht weggegangen, wir kümmern uns um die OP. Eine andere Dame mit Tochter sitzt auch im Hof, Eva gibt ihr und dem Kind fast jeden Tag etwas zu essen, sie besitzen nicht einmal einen Topf zum Kochen und bereiten ihren Reis, wenn sie welchen haben, in einem alten Schweinenapf zu, das Kind ist dauernd krank, weil es nicht einmal eine Matte zum Schlafen hat. Klar, ich kaufe der Dame ihr selbstgebasteltes Raphia-Zeug ab, und wir besorgen: Küchentöpfe, eine isolierende Matratze, warme Kleider. Nur braucht sie auch einen Lebensunterhalt … Hoppla, hatte ich nicht gerade Geld abgehoben, um das Hotel zu bezahlen? Egal. Auch Dylane, unser kleiner Epileptiker, ist im Hof, hatte gerade trotz Medikamenten-Steigerung einen Anfall und wirkt eher müde und unkonzentriert, aber Clarissa, seiner Mutter, die bei uns in der Nähwerkstatt arbeitet und die Raphia-Blumen für die Teppiche macht, sieht sehr viel gesünder aus als damals, der Familie geht es inzwischen ganz gut. Als ich sieben bedürftige Familien und einen Studenten, der eine Patenschaft braucht, auf der Liste habe, wandern wir schnell auf den Berg hinter Martines Haus, ehe die ganze Stadt kommt und versorgt werden möchte.
Vorher wird noch die Familie nebenan besucht, vor allem besucht Lion sein Patenkind, und Fauli, der als Maskottchen mitging, bleibt bei dem kleinen Fifaliana. Er scheint sich wohlzufühlen.
Auf dem Berg ist es aber irgendwie plötzlich sehr dunkel, und der Rückweg quer den steilen Hang hinunter ist durchaus mit der schwarzen Piste vergleichbar, nur, dass wir unsere Skier vergessen haben.