So vieles wollte ich noch erzählen, das nicht in den Nikolausblog passte, und nun ist Weihnachten … Die Regenzeit ist da! Endlich! Auf einem Spaziergang an den See überfällt sie das Kinderhaus ganz plötzlich beim Versteckenspielen, unser Volunteer gibt eine Runde heiße Suppe beim Suppenstand aus. Brrrr! Regenzeit ist Gewitterzeit. Die Schule hat einen neuen Blitzableiter, da der alte kürzer als die Starlinkantennen war, zum Glück sind bei uns also alle sicher. Und im Regen lassen sich prima neue Bäume pflanzen, die Wäldchen beim Akany und beim Pigeonnier dürfen größer werden.
Und wir haben jetzt Schulhühner! Die sollten eigentlich bei unseren Schulfeldern wohnen, aber besser geschützt sind sie beim Pigeonnier, dem Oberstufengebäude, also gehen die Hühner jetzt in die Oberstufe. Und sie sind sogar geimpft! Nun legen sie Eier für die Schulküche, und die Schüler lernen, wie man freundlich mit Hühnern umgeht.
Im Umweltunterricht hatten wir zuletzt Vögel, jetzt kommt mal wieder der Wald. Da passt es gut, dass unsere vorgezogenen Bäumchen vom Febraur jetz so gut gewachsen sind.
„Küchenkunst“ mit Eva läuft auch weiter und wirkt sehr international und unmadagassisch. Klar, wenn man Köchin bei reichen Leuten ist, verdient man gut, also ein Kurs mit Zukunftschancen. Im Moment ist Pascal der einzige Junge, aber das darf sich noch ändern, und alle haben eine Menge Spaß. Was hier gemacht wird, ist manchmal sehr erstaunlich … Das beste: Man darf am Ende des Kurses selbst probieren, was man gezaubert hat!
Im Deutschunterricht bastelt der komische Deutschlehrer zum Erstaunen der Kinder plötzlich einen Test – normaler Weise schreiben die Kinder jedes Jahr drei mal eine Woche lang in allen Fächern gleichzeitig eine Art großes einzelne Tests in gibt es gar nicht. Erstaunen herrscht auch über die deutschen Noten, die hinterher auf dem Test stehen, in Madagaskar funktioniert das System ja ganz anders …
Auch der tois-mots-Kurs läuft lustig weiter, hier gibt es glaube ich gerade die Worte oben und unten – oder Kopf und Füße? Alle Kinder bekommen bunte Papierchen und müssen sie auf ihren Kopf und dann vor ihre Füße legen …
Und damit es nicht zu brav wird, beordere ich Pseudo-Graffiti an die Wände. Das wird natürlich trotzdem ganz brav. Egal, immerhin!
Und übrigens, den Zwillingen der blinden Dame, deren Tochter auch bei uns in die Schule geht, geht es gut. Sie haben jetzt jemanden, der hilft, aber es ist nicht so leicht mit er Dame, eigentlich würde sie die Kinder lieber ganz abgeben und verschwinden, wir arbeiten dran.
Und dann gibt es nach einem halben Jahr einen Abschied, Lion muss nochmal in den Süden und dann nach Hause. Es müssen einige Reden gehalten werden, von den Deutschschülern sogar auf deutsch (Wir wunschen ein gute Flug!) aber dann wird doch lieber weiter vorgelesen.
Und nun also Weihnachten, und mitten in die deutsche Adventszeit hinein fallen zwei Reisende: aus dem madagassischen Regen in den deutschen Regen, der gleich nass ist, aber zwanzig Grad kälter. Seit Monaten kämpfen wir um ein Visum für Nomena, Umwelt-Student. Denn wir haben einen großartigen Plan: Da wir keinen Spezialisten für nachhaltige Landwirtschaft gefunden haben, der mit uns in Madagaskar arbeiten wollte, basteln wir uns den Spezialisten einfach selbst. Zumal die Menschen in Madagaskar einem Madagassen vermutlich auch eher glauben, wenn er ihnen seltsame Dinge über moderne Methoden in Landwirtschaft und Naturschutz erzählt. Und dann kam Lion im Februar mit der völlig verrückten Idee, er und Nomena würden dann einfach in Deutschland zusammenziehen, das wäre doch praktisch. Zu diesem Zeitpunkt hat niemand daran geglaubt und alle haben nett gelächelt und „jaja“ gesagt. Nun ist es so weit: Nomena ist hier, wird ein Jahr deutsch lernen und danach studieren. Dass er danach zurückgeht, um bei uns im Projekt zu arbeiten, hat er uns als Allererstes unterschrieben, denn Brain Drain möchten wir nicht, und wir brauchen ihn. Die Geschichte vom Visum, für das es erst keinen Termin gab und das dann falsch ausgestellt wurde und von den vielen, vielen, vielen Stunden, Tagen, Wochen, die wir uns damit um die Ohren geschlagen haben, erspare ich dem geneigten Leser …
Nomena kennen wir übrigens schon seit 2018, seit zwei Jahren unterrichtet er ehrenamtlich mit bei Les Pigeons, die Kinder lieben ihn. Der Weg ist lang, aber wir denken, er wird ein wunderbarer Lehrer für Umwelt und Agrarwissenschaft und vieles bei uns verändern, was ich gar nicht überblicke. Vor allem der Süden wartet auf ihn. Nun wartet aber erstmal Stuttgart – denn dort gibt es die besten Studiengänge mit Schwerpunkt auf Tropen u.ä., es wäre ja nicht so sinnvoll, er würde Spezialist für nordostdeutsche Moore oder die Ostsee. Erstmal darf er sich bei uns an das seltsame Land gewöhnen, in dem er nun ist, und als erstes sind die beiden Weltreisenden in Berlin vom Flugzeug ins Studio gefallen für eine Song-Aufnahme. Ansonsten ist Deutschland sooo kalt! Aber Kinderpunsch ist toll, und am liebsten photographiert Nomena Dinge wie Parkautomaten und Flaschencontainer, alles doch sehr exotisch. Eines ist toll: „Brot mit Gemüsemarmelade!“ Da gab es vegetarischen Aufstrich bei uns …
Nun ist aber vor allem Weihnachten, es wurde traditionell gemeinsam in den Klassen gefrühstückt und gefeiert, und hier kommen Patenkindergrüße an alle Paten und alle Helfer, hier ist das große Weihnachts-Patenkinder-Suchspiel (ich hoffe, diesmal war niemand krank):
Und hier die Kinderhauskinder – da war es leider etwas dunkel, hoffentlich ist im Januar oder Anfang Februar der Solarkram da, der im Moment auf dem Meer zwischen Mauritius und Madagaskar herumschippert, dann wird es heller.
Tratry ny Fety! Frohes Fest!