le ballet des ballaines – Walverwandtschaften

Pardon – les textes francaises viennent plus tards!!

Inna vaovao? Was gibt es Neues? Viel! Zunächst lief an einem Samstag endlich der Film im großen Saal. Die Begeisterung war riesig! Am Montag darauf lief er in Deutschland „an“, in der Montessorischule, die ihn deusch synchronisiert hat. VIELEN DANKE AN ALLE MONTIS! Sie haben 350 Euro für uns eingenommen, das ist genial!

Erstes Baustelle: Der Blitzableiter. Ja, wir hatten keinen! War mir auch nicht aufgefallen. Jetzt haben wir einen und keine Angst mehr vor Blitzen. Die erschlagen nämlich in Madagaskar dauernd Leute, und zwar unanständiger Weise IN deren Häusern. Metalldächer sind eben nicht immer das Wahre … Wir haben drei Blitzableiter erworben: einen für die beiden Häuser der Familie unsere Tischlerlehreres, wo gerade drei Menschen am Blitzschlag gestorben waren. Einen für unsere Schule – und einen für den Tischlerlehrer selbst, der auch ein gefährdetes Haus hat, aber seine Mutter hat gedroht, ihn zu enterben, wenn er den Blitzableiter annimmt, weil sowas nämlich Blitze anzieht und Unglück bringt. Nun hat eine andere kleine arme Privatschule in der Stadt den dritte Blitzableiter und ist glücklich. Letztes Jahr wurden in einer Schule 6 Kinder vom Blitz getroffen …

Zweite Baustelle: Tiere.

Welche Tiere gibt es typischer Weise in Madagaskar? Antwort der Kinder: Bienen und Zebu-Rinder. Und im Meer, was schwimmt da so rum? Fische und … Seejungfrauen.

Na klar, die waren ja alle noch nie am Meer und noch nie in einem Wald, und viele glauben, es gäbe auf ihrer Insel Elefanten und Löwen. Woher soll man sowas auch wissen, wenn man sein Dorf nie verlassen hat? Wir haben also viiiiele Photos angeguckt und begonnen, den großen Saal zu bemalen – mit Madagaskar in Klein. Jetzt gibt es dort bald ein Meer samt Walen („Wale sind große Fische. Sie sehen ungefähr so aus wie Heringe.“), Meeresschildkröten („Schildkröten können nicht schwimmen und haben immer braune kleine Füße“), Quallen („Quallen sind das gleiche wie Oktopusse, sie haben viele Arme und große Augen“) und einen Wald mit Papageien („Vögel in Madagaskar? Tauben. Und Hühner.“) und Makis und Chamäleons. Und ein Dorf, das mich sehr an Macke erinnert, obwohl der ja nie hier war. Vielleicht gehört das auch zum Umweltunerricht, dass man jeden Tag auf dem Weg in die Klasse an einem Wald und einem Meer vorbeigeht und begreift, dass sie Teil des eigenen Landes sind.

Zunächst führt die 1. Klasse für den Kindergarten morgen den Grüffelo auf. Wir haben ihn malagassisiert und sind schon ganz aufgeregt, denn am Freitag gibt es zur zweiten Vorstellung Besuch aus Deutschland …

Naja, und noch immer üben wir mit dem Kindergarten Bücherlesen.

Mit den Großen übe ich Spielregeln verstehen, das selbstständige Arbeiten in Gruppen und das freie Vortragen. Es wird!

Parallel beginnen wir mit den Zeichnungen für unser Bilderbuch und den ersten Ideen für unser großes Sommertheaterstück. Dazu bald mehr …

Und dann sind da Tafi und Prisca … die stehen hier ganz unten im Text, damit die Kinder der Schule, die inzwischen das Netz ab und zu nutzen (seit letzter Woche funktioniert es), nicht gleich die Bilder sehen und jemand gehänselt werden kann. Also: Vor zwei Wochen kletterte Tafitasoa Angelo, ca. 11 Jahre alt, papierlos, in strömendem Regen samt seiner Großmutter von ihrer Behausung aus löcherigen Plastikplanen und Müllresten in ein Taxiking, ein Dreiradmototaxi. Ein kleiner Schritt für Tafi, ein großer Schritt für Les Pigeons. Denn von diesem Tag an nehmen wir auch Straßenkinder aus der Stadt auf.

Als wir den Film gedreht haben, kam ein Straßenkind vor; „Bema“, der im Film unter genauso einer Plane lebt. Da hieß es von madagassischer Seite: Das ist unrealistisch, solche Kinder gehen nicht zur Schule, die sind da unhaltbar.

Aber ich bin ja unbelehrbar. Und also sind wir losgegangen und haben gesucht: Welche Bettler erlauben ihren Kindern, zur Schule zu gehen? Voilà – Tafis Eltern sind seit quasi immer „verschwunden“, seine Oma sortiert den Müllhaufen, neben dem sie lebt, und bettelt ab und zu in Bussen, und dabei stützt sie sich auf Tafi, da sie ein „schlimmes Bein“ hat. Sie sagte: Ich brauche einen Stock. Gebt mir einen Stock, ihr kriegt das Kind. Ich sagte: Welche Farbe?

Und einen Tag später hatte sie einen von unserer Tischlerei gebastelten Stock. Tafi geht jetzt in die erste Klasse, bekommt jeden Tag ein gesundes Pausebrot und ein Mittagessen, hat eine Schuluniform (die er aber zu wertvoll findet und meistens im Rucksack lässt) und eine neue, heile Plane. Und wir sind alle so stolz, dass wir platzen könnten.

Natürlich durfte Oma sich am ersten Tag auch die Schule angucken, hier gibt es ja immer sofort Gerüchte: Da ist eine Weiße, die klaut Kinder. Bestimmt Organhandel! Da kriegt man nur die Hälfte des Kindes zurück!

Als nächste kam Prisca, acht Jahre alt, auch noch nie in der Schule gewesen. Wie Tafi wird sie ersteinmal bei Ankunft jeden Morgen von der Lehrerin der ersten Klasse gewaschen, damit die Schicht aus Russ und Dreck abgeht. Wir sind übrigens dabei, Duschen auf dem Schulgelände zu bauen … Prisca und Tafi fahren Bus, unsere Wundersekretärin Josie nimmt sie jeden Morgen mit, damit alles gut geht. Und als Prisca einmal nicht erschien, zog unser Wunderhausmeister Willy los und holte sie mit dem Bus zu Hause ab. Als wir neulich alle in der Schule festsaßen, weil es in Strömen regnete, warteten sie auf dem Boden des Büros und gucktne glücklich alte Zeitschriften an … Ein bisschen sind wir Bullerbü mitten in Madagaskar.

Mit weiteren Bettelkindern wird es schwierig, natürlich gibt es sie zuHauf, aber sie werden gebraucht, um Geld zu verdienen. Und Talata ist eben doch eine halbe Stunde Busfahrt weit weg von der „Großstadt“ Antsirabe. Wir haben uns ein System ausgedacht, wie wir mit einer Schule in der Stadt zusammenarbeiten und außerdem die Kinder „freikaufen“ können. Dafür suchen wir nun noch Paten. Bald mehr dazu …