Unser Wald

… ist zunächst ein Umwelt-Unterricht-Projekt. Ich denke mir den Unterricht aus, Holy in Talata hält ihn. Wir sprechen über Wälder. Keines der Kinder hat je einen gesehen, Wald gibt es nur noch noch an den Küsten Madagaskars, die Hochebenenn sind schattenlos und erosionsgeschädigt, ein paar Kiefern ragen traurig in den Himmel. Also machen wir uns unseren eigenen Wald. Die Kleinen mit Fingerstempeln … wir arbeiten parallel in Deutschland mit und schicken uns gegenseitig Photos ..

Und die Größeren malen Bäume und Tiere, die erstmal in Büchenr und im Internet nachgesehen werden, da sie sie ja gar nicht kennen. Und dann gehen zwei Kinder raus, der Rest verwandelt sich in „Bäume“, und zwei Waldtiere verstecken sich in den dichten Bäumen. Die reinkommenden beiden Kinder müssen sie suchen, einen Frosch und eine Fledermaus, und es wird klar, Tiere brauchen Wald zum Verstecken.

Die ganz Großen müssen die Namen der Bäume herausfinden und auch ihre speziellen Eigentschaften oder ihren Nutzen für Mensch und Natur, und sich gegenseitig erklären, was sie herausgefunden haben. Vorträge gehen, da ungewohnt, wie immer mit viel Gekicher einher …

Und am Ende gibt es für alle Gummibärchen, die in einem Paket waren. Eigentlicht sollten sie einer Gruppe von 10 Patenkindern gehören, die denselben Paten haben, aber die 10 haben beschlossen, zu teilen. Les Pigeons ist eine große Familie

Und beim Thema Wald sprechen wir über Erosion, Hitze, CO2. Während es in der Hauptstadt kaum noch regnet, trotz Regenzeit – in Antananarivo wird das Wasser wochenlang nur zwei Stunden lang nachts angestellt, dann füllen alle ihre Eimer, aber es reicht kaum aus. Zum Glück regnet es in Talata mehr. Wir haben endlich Regenwasserspeicher und Dachrinnen (fast unbekannt in Mada, da aus Metall und zu teuer) in Planung. Der Boden speichert ja mit seiner dünnen Humusschicht kaum Wasser. Madagaskar zählt zu den der vom Klimawandel am schlimmsten betroffenen Ländern der Welt. Und während das Volk schön langsam den restlichen Küstenwald zu Kohle verbrennt und an die Chinesen verkauft … pflanzen wir demnächst unseren eigenen (ganz kleinen) Wald: Wir haben ein neues Grundstück!

Mit der Spende des Oetingerverlags erworben, liegt es fünf Minuten von der Schule entfernt. Wir werden die älteren Klassen also demnächst in ein neues Gebäude, den „Taubenschlag“, auslagern, damit die Kleinen in der „Taube“ wieder mehr Platz haben und wir neue arme Kinder aufnehmen können. Zwei Großspender und viele kleine Spenden haben uns geholfen, und seit kurzem steht fest: Wir können loslegen mit dem Bau! Da das Land aber für den Bau zu groß ist, pflanzen wir drumrum unseren Wald. Ein paar Leute haben uns schon Baumspenden zugesagt. Bitte schickt keine ganzen Bäume!

Eigentlich hatten wir ja geplant, mit einer bestehenden Schule in der Stadt zusammenzuarbeiten, damit dort mehr Straßenkinder beschult werden können. Ergebnis: Niemand will. Straßenkinder und sehr arme Kinder kann man nicht mit anderen Kindern zur Schule schicken. Komisch, bei uns geht das ganz problemlos. Unsere Außenpatenschafts-Straßenkinder aus der Stadt lernen aber in staatlichen Schulen, keine private Schule wollte sie haben. Na, dann müssen wir eben mehr von ihnen aufnehmen. Wenn sie möchten, dürfen sie mit dem Bus, den wir bezahlen, zu uns nach Talata rausfahren, wie damals Tafi und Prisca, ehe es das Kinderhaus gab. Auch im Kinderhaus gibt es Neues:

Als Nr. 14 und 15 sind Johan, 6 und Sati, 11, zu uns gezogen. Seit dem Tod ihrer Mutter zieht ihre Großmutter sie auf, der Vater ist weg, eine ganz gewöhnliche madagassische Geschichte. Nun kann die Großmutter sich nicht mehr kümmern, sie liegt im Sterben. Wir haben sie zur Endoskopie in die Hauptstadt transportiert, wir hätten sie gerne gerettet. Aber bei einem Ösophaguskarzinom, das schon gestreut hat, ist nichts mehr zu machen – nicht dort. Sie ist auch schon sehr alt. 64. Das ist Madagaskar. Nun koch jemand in der Schule Breikost, die sie noch schlucken kann, und wir versuchen, ihre letzten Wochen glücklich zu gestalten, sie sieht die Kinder dauernd … Keine leichte Zeit für die beiden. Und das Kinderhaus platzt aus allen Nähten, es sollten nur 12 Kinder sein. Aber alle waren bereit, zu rücken. Und auch das Weihnachtsengelchen hat sich prima eingelebt. Und der selbst gepflanzte Mais ist geerntet … ein Fest!

Und in der Mittagspause nach dem Essen liest und spielt Nantenaina, unsere „Patenkind-Beauftragte“, mit den Kindern in der Biblitothek oder zeigt Filme. Denn zu Hause gibt es ja keine Bücher oder Puzzle. Alle lieben Nantenaina und diese Spielstunde nach dem Essen. Es gibt so viel schönes auf der Welt!

Die Schüler haben übrigens alle eine mysteriöse „Grippe“: Husten, Abgeschlagenheit und teilweise Fieber. Wir versorgen sie mit Paracetamol und heißem Wasser (Tee trinken die Madagassen nicht so gerne) und mit viel frischem Zitronensaft mit Zucker, mehr können wir nicht tun. Jetzt gibt es aber doch Corona – sagt der Präsident. Und ab März werden die Schulen wieder schließen. Wir werden dann bauen und pflanzen und gesundes Essen verteilen, das hat ja schon Tradition.