Der Brunnen im Süden ist fertig – ein Grund zum Jubeln! Es war wie ein Krimi: die ersten beiden Bohrstellen, wo bei der Bildgebung Wasser gefunden wurde, förderten nichts. Drei Bohrorte waren möglich. Erst beim dritten – dann sozusagen ein Schrei: Wasser! In sechzig Meter Tiefe. Nun hat die Schule „Grêvistes“ in Ehinde sauberes Wasser zum Trinken und Kochen – und auch die nahen Hütten des Dorfes. Ein Fest!
Auch unsere Internatskinder in Ejeda lernen fleißig und kochen zusammen. Im collège in der 6. Klasse, wo sie sind, läuft es erstaunlich gut für sie. Alle zusammen haben sie das Internat mit grünen Tauben dekoriert. Manche davon haben eindeutig einen Bierbauch.
In Talata wird viel gelandwirtschaftet. Die Bougainvilléen um das Gelände sind gepflanzt – Schattenspender und Bodenfesthalter, die Büsche zwischen den Parzellen kommen später, wenn es regnet und sie nicht so viel gegossen werden müssen. Auch in der neuen Elektromechanik- und der Holzwerkstatt, die in den ehemaligen Schuppen gezogen sind, wird konzentriert gearbeitet …
Annie, unser Sorgenkind im Krankenhaus, ist inzwischen vorübergehend wieder zu Hause in ihrem Dorf (wie am T-Shirt des Vaters unschwer zu erkennen, lebt Anni offensichtlich in London). Das Bein heilt. Statt der Tibia hat sie nun Metall im Unterschenkel, wir sind gespannt.
Sidonie aus dem Kinderhaus ist auch operiert, eines ihrer Ohren besitzt jetzt wieder ein heiles Trommelfell. Das zweite kommt noch. Da sie ja ihr ganzes Leben auf der Straße gelebt hat, war nie jemandem aufgefallen, wie schlecht sie hört … Jetzt klappt auch der Sonderunterricht in der Mini-Fördergruppe zusamen mit Sedera besser.
Außerdem haben wir jetzt, wie alle Schulen seit einer Weile, einen „madagassischen Tag“, das heißt, alle sonst ganz modernen Schüler kommen traditionell madagassisch zur Schule. Man stelle sich vor, in einer bayerischen Großstadt müssten die Schüler jeden Freitag mit Lederhosen und Dirndl zur Schule kommen und jodeln … Aber vielleicht fänden sie es ja ganz schick? Die Madagassen finden es lustig (aber bitte nur einen Tag der Woche, dann wollen sie ihre Jeans wieder haben).
Ansonsten geht es in Schule und Kindergarten lustig zu wie immer … seit Nickayas Besuch in Deutschland und Katharinas Praktikum fällt auf, dass die Kindergärtner viel mehr mit den Kindern auf dem Boden herumalbern und selbst mitspielen.
Im Studio wird unser Film jetzt auf Malagasy synchronisiert. Das wird aber lustig, wenn Lintje, Nick und Lion plötzlich madagassisch sprechen auf der Leinwand!
Und alle Kinder haben jetzt die Schluckimpfung gegen Polio, Kinderlähmung, bekommen. Die Impfungen für Kinder zahlt der Staat – wenn man sich selbst darum kümmert, den Transport zu finanzieren, sie zu transportieren und die Kühlkette zu wahren. In Antsirabé noch geradeso möglich … im Süden schwierig, aber dort sind wir dabei, nach Lösungen zu suchen, da wieder ein Kind an Typhus gestorben ist.
Auch im Kinderhaus wird gelernt, gespielt und Quatsch gemacht wie stets. Eine Ärztin hat alle Kinder durchuntersucht. Romeo hat jetzt eine Brille …
Es gab für jeden einen Satz neue-gebrauchte Klamotten vom großen Markt, hier kann ein jeder sein Patenkind suchen, der möchte:
Auch unsre Seniorenhilfe und Straßenfamilienhilfe sowie das Verhütungsprojekt für Frauen gehen. Tahianas Großmutter, die nun in der Nähe der Schule wohnt, geht es ganz gut. Unsere Sozial-Fahrradtaxis fahren weiter und verdienen Geld für Sozialarbeit – unter anderem tauchte eine Frau mit zwei Kindern bei uns auf, die mit ihrem Mann nach Antsirabé gezogen war, der hier aber sehr gewalttätig wurde. Verlassen war keine Option, da sie das Geld für den Bus zurück in die Hauptstadt, wo sie herkommt, nicht hatte. Es spricht sich rum, dass Les Pigeons Leuten helfen, also landete sie bei uns … und wir haben ihr ein Ticket für den Bus besorgt, sie samt Kindern hineingesetzt und mit Lebensmitteln versorgt. Manchmal helfen auch kleine Dinge.