La rentrée – neues Schuljahr, neue Projekte

Die Ferien waren lang und schön. Unten mehr dazu. Aber vor einer Woche kamen die Eltern der kleinen Annie, 6 Jahre, zu uns, die eine schreckliche offene Wunde am Bein hat, man sieht den kompletten zerstörten Knochen, es ist eine veschleppte Infektion, das Kind leidet unermesslich. Aus dem letzten Krankenhaus musste die Familie gehen, weil sie kein Geld für weitere Behandlung hatten. Wir haben Anni nun in einem anderen Krankenhaus, sie ist mit Schmerzmedikation versorgt, die lange Wundbehandlung beginnt. Warum da ein Fixateur externe dran ist, können wir nur raten, denn das Bein wird Anni nicht behalten. Ihr Leben schon. Ohne Behandlung hätte sie nicht mehr lange zu leben gehabt. Daher dies am Anfang des Blogs: Vielen Dank an alle Gesundheitspaten und Spender! Es wird lange dauern, bis Annie ganz gesund wird, die Infektion sitzt zu tief. Wir hoffen, dass unser Geld reicht, aber wie können wir sagen: „Wir können uns das nicht leisten?“ Geht in einem Fall wie Annies nicht.

So, und in Talata? Es gab Ferienunterricht für die schwächeren Kinder, es wurden Ausflüge zum Lac Andraikiba, dem nahen See, gemacht, gemalt, gespielt, musiziert, gebastelt und fleißig die Schule nachgestrichen.

Umweltunterricht gab es in den Ferien auch, Thema: Plastik. Wo kommt es her, wo geht es hin, was machen wir daraus und warum ist es endlich? Es wurde viel gesammelt, ein Regenbogen aus Keksverpackungen gemacht … mmm …

Im Kinderhaus gibt es für die Lernschwächeren nun eine zusätzliche Betreuerin. In Zukunft werden ein paar Kinder mit ihr Förderunterricht haben, um in ihren Klassen nicht „unterzugehen“, Sport, Kunst, Umwelt u.ä. und die Pause haben sie weiter gemeinsam mit der Klasse.

Sidonie im Kinderhaus wird demnächst endlich an den Ohren operiert. Sie ist fast taub, was in 16 Jahren Leben auf der Müllhalde natürlich niemand bemerkt hatte, genau wie den starken Sprachfehler von Nasolo, mit der jetzt auch geübt wird.

Außerdem haben wir zwei neue Projekte in diesem Schuljahr. Denn es gibt zu viele Schüler, die zwar gut lernen, später aber trotzdem keine Arbeit finden. Und dann gibt es Schüler, die eigentlich gar nicht so gut lernen. In Madagaskar gibt es keine unterschiedlichen Schulen, Haupt, Real, Gymmie oder sogar Förderschule – Fehlanzeige. Alle versuchen, das Abitur zu machen, wenn es sein muss, in zahlreichen Anläufen. Sinnvoll? Hm …. Wir versuchen jetzt, alternative Laufbahnen zu bieten: Die Elektromechanik-Werkstatt und ein Projekt für nachhaltige Landwirtschaft. Noch sind die Schüler zögerlich, wollen lieber weiter in der Klasse sitzen. Wir brauchen Überzeugungskraft und bauen die Projekte zunächst in den Unterricht ein, damit sie Erfahrungen damit sammeln können. Der Holzschuppen befindet sich im Umbau zu Elektromechanik-Werkstatt – winzige Schraubenzieher ziehen in bunte Schubladen, leider haben wir noch keine Bilder. So können die Schüler später selbst am Straßenrand eine mobile Werkstatt aufmachen und alte Handys oder Radios reparieren. Gleichzeitig ist das ziemlich nachhaltig, finden wir … in Madagaskar wird ja alles recycelt, wie wunderbar!

Für das Landwirtschaftsprojekt haben wir ein Stück Land in der Nähe der Schule auf fünf Jahre gepachtet. Leider möchte die Eignerin es hinterher ihrem Sohn vererben, aber vielleicht will der ja gar nicht gärtnern …? Wir haben das Land eingezäunt und werden es nun in kleine Parzellen teilen, mit Grenzhecken, die Schatten und Schutz vor Erosion und der Ausbreitung von Ungeziefer bieten. Das ist sehr erstaunlich für madagassische Verhältnisse, wo Baum, Busch und Blume immer noch als Feind des Feldes gilt. Wir versuchen mal, das zu ändern …

Und dann gab es Besuch: Tanja und Michael, unser Vereinsvorsitzender, waren in Talata! Tanja ist praktischerweise Montessorilehrerin und hat mit den Kindern gemalt und gebastelt, es war ein Fest. Sogar ein Bilderbuchkino hat sie mitgebracht. Besonders zu beachten: Der sinnvolle Text des übersetzten Begrüßungsliedes …

Außerdem haben die Lehrer fleißig in den Ferien die Lehrbücher abgetippt und digitalisiert. Nicht, weil jetzt jedes Kind ein i-Pad kriegt, sondern, weil wir sie nun in Deutschland im Klassensatz drucken können, damit sie dann ein paar Jahre lang vererbt werden können. Normaler Weise schreiben die Kinder alles ab, nur der Lehrer hat ein Buch, und beim Abschreiben geht so viel Zeit drauf, dass zum Erklären kaum mehr Zeit bleibt. Das wird jetzt bald anders!

Ja, und dann der Süden. Der Süden! Da ist so viel los, das ist ein eigener Roman. Nachdem die Bewohner von Ehinde, dem Dorf unserer Patenschule, kaum Hoffnung hatten, dass Wasser gefunden wird, hat die Firma, die mit dem Brunnenbau beauftrag ist, den Boden quasi per Ultraschall untersucht und in 60 m Tiefe tatsächlich Wasser entdeckt. Wenn wir noch etwas tiefer bohren, kommt Lava … Im Moment beginn die Bohrung. Daumen drücken! Trinkwasser, Kochwasser, Wasser für einen Schulgarten – wie wunderbar das wäre! Unser monatelang bearbeiteter Antrag auf Förderung zahlt sich hoffentlich aus ..

Gleichzeitig ist der vom letzten Zyklon zerstörte Klassenraum, der nur aus ein paar Ästen bestand, durch einen richtigen Klassenraum aus stabilen Brettern ersetzt werden: Schutz gegen Hitze, Wind und Staub – und in der kurzen, aber heftigen Regenzeit gegen die Wassermassen von oben. Das Klassenzimmer soll ein Jahr später zum zentralen Teil der neuen Schule werden, die wir hoffentlich dann bauen und die wieder eine Taube sein wird. Klar, eine grüne – unser Südprojekt heißt ja „le Pigeon Vert“. Ab und zu schicke ich Photos und Grüße für die Kinder, die die fleißige Noella ausdruckt und aufhängt …

An allen vier Südschulen, denen wir helfen – nicht nur an der Patenschule in Ehinde – sind die Kinder jetzt entwurmt. Und zwei augenkranke Mädchen haben nun keine Entzündung mehr und außerdem eine Brille, einen Jungen haben wir vom Tod durch Malaria gerettet. Und in Ehinde werden fleißg Briefe an Paten geschrieben.

Und dann – ja, dann gibt es demnächst Noellas Internat. Sie hat einfach darauf bestanden. Seitdem sie Pigeon Vert leitet, springt ihr Enthusiasmus auf alle über. Aber woher nimmt man das Geld, ganz plötzlich in Ejeda ein Internat für 16 Schüler aufzumachen, damit die dort, fern von zu Hause, auf die weiterführende Schule gehen können? Sie möchten so gerne die sechste Klasse besuchen, um etwas „Richtiges“ zu werden. Wir bestehen allerdings darauf, dass sie später, gebildeter, zurück in ihre Dörfer gehen und dort helfen, dazu gibt es Verträge mit den Familien. Und dann fällt Geld vom Himmel – bzw. aus der Tasche eines unserer Großspender. Wie wunderbar! Nun haben wir ein Pilotprojekt auf ein Jahr. So lange reicht das Geld. Wir werden versuchen, genügend Paten zu finden, um es nach diesem Jahr weiterzuführen, dann dürfen die 16 auch weiter in die 7. Klasse aufsteigen … um eines Tages zurück in ihre Dörfer zu gehen und zu helfen, das Land wieder zu bebauen und zu bewässern, mit neuem Wissen, damit die Menschen nicht nur von Hilfslieferungen leben können.

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