Das Kinderhaus – atody ankizy – la maison d´enfants

Noch immer sind wir fleißig dabei, Essen zu verteilen und Hygiene zu üben. Und allen Kindern geht es gut, niemand ist krank. Aber sie vermissen die Schule. Inzwischen werden für die älteren Aufgaben kopiert und verteilt, Internetlernen gibt es hier nicht, Holy und Josie erstellen handschriftlich Arbeitsblätter … Nur die Examensklassen, die fünfte und die zehnte, dürfen seit kurzem wieder in die Schule, allerdings mit Mundschutz und einem Meter Abstand, wie in Europa. Die Jüngeren sehen verschüchtert aus. Um sie aufzuheitern, streiche ich das Weiß oben im Saal nach und falle slapstickartig von der Leiter … Aber still und leise geschieht im Hintergrund etwas anderes, etwas Großes. Denn wir haben so viele wunderbares Spenden bekommen, dass wir davon nicht nur Orangen kaufen können, es ist einfach zu viel. Deshalb … BAUEN WIR EIN KINDERHAUS!

Akt 1: Wir fassen einen Entschluss

Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht so lassen, wie sie sind. Wir sind glücklich, dass Tafitasoa und Prisca nicht mehr betteln, sondern – wenn kein Virus da – ist in die Schule gehen, wir sind glücklich, dass Pascal, der mit seinen Geschwistern alleine in einer zusammengebrochenen Lehmhütte haust, jeden Morgen zwei Stunden zu uns läuft. Wir sind glücklich, dass Linda und Kellycia, die von den Freiern der Mutter aus dem Haus geworfen werden, bei uns etwas zu essen bekommen. Aber das kann so nicht bleiben. Wir haben eine ganze Reihe Schüler, die nicht nur Schule brauchen, sondern ein Dach über dem Kopf. Und jemanden, der sich liebevoll und immer um sie kümmert.

Akt 2: Wir machen einen Plan

Und da ist er, der Plan für unser wunderschönes Kinderhaus: Die Taube hat ein Ei gelegt! Vier Betreuer sollen für die Kinder da sein, immer zwei zugleich, maximal zwölf Schlafplätze wird es geben: eine kleine Familie nach dem Beispiel der SOS-Kinderdörfer.

Gleichzeitig wird das Grundstück als Sportplatz für die Schule dienen, denn das bisschen Rasen, das wir im Moment haben, ist viel zu klein. Und die Kinderhauskinder können nach der Schule auf dem Sportplatz toben. Unsere Fußballtore werden gleichzeitig Schaukelgerüste sein. Außerdem werden die Kinder gemeinsam einen Garten bewirtschaften, Blumen und Gemüse pflanzen.

Akt 3: Wir suchen ein Grundstück

Niemand in Talata scheint zu wissen oder genau belegen zu können, wem eigentich welches Land gehört, die Leute verkaufen oder verpachten sich aber trotzdem immerzu alles Land gegenseitig. Das führt zu großen Knoten und wüsten Beschuldigungen à la: „Das Land, dass Du den Pigeons verkaufen willst, ist das Erbe des Schwiegerneffen meines Großvaters stiefmütterlicherseits! Das gehört mir!“ – „Aber du warst doch mit dem angeheirateten Onkel zweiten Grades gerade dieses Schwiegerneffens verfeindet, weil seine Urgroßnichte deine Coucousine geheiratet hat! Deshalb hat er es meiner Enkelin vererbt und es gehört mir!“ Wir verlassen schließlich mehrere Versammlungen sich anschreiender Madagassen fluchtartig, wandern gefühlt mehrere hundert Kilometer in der Umgebung des Dorfes herum und finden SCHLIESSLICH ein Stück Land, das mit großer Wahrscheinlichkeit auch seiner Besitzerin gehört. Zumindest hat das die Frau des verstorbenen Polizeichefs gesagt, die wir im Maisfeld trafen, und die Großtante des Jungen, dessen Vater … aber lassen wir das.

Akt 3: Wir finden ein Grundstück

Und bitte sehr – hier ist das Kinderhausgrundstück! Bei Dauerregen rücken die Landvermesser an, und nun kennen wir unsere Grenzen. Fünf Minuten zu Fuß von der Schule entfernt liegt das Land, drumherum: Maisfelder, wir können also beim Fußballspielen und Lautlachen und Unsinnmachen niemanden stören. Die Fünfklässler haben für uns die Grenzen des Grundstücks deutlich gemacht, es hat eine etwas unregelmäßige Form, weil jemand den anderen Teil schon gekauft hatte …

Akt 4: Wir fangen an, Paten zu suchen

Und jetzt brauchen wir Ihre / Eure Hilfe! Zwölf Kinder werden wir haben, zwölf Paten brauchen wir. Für die Kinderhaus-Patenschaften gelten dieselben Bedingungen wie für die Schüler-Patenschaften. Die Kinder haben ja schon Schulpalten, sie werden also pro Kind dann ZWEI Paten haben, einen Kinderhauspaten und einen Schulpaten. Das ist okay, finden wir, man hat ja auch zwei Taufpaten. Ein Kind im Kinderhaus kostet 50 Euro pro Monat für Essen, Kleidung, Seife, Betreuerhonorare, Arztkosten. ABER 30 Euro davon übernehme für jedes Kind ich. Bleiben nach Adam Riese also 20. Wer kennt noch liebe Menschen, die bislang kein Patenkind haben in dieser vielbepateten Spendenwelt? Wer kann helfen? Wir haben ein kleines Flugblatt zum Kinderhaus erstellt, das man ausdrucken und Freunden geben kann, die nicht so Internetz-affin sind.

https://www.youtube.com/watch?v=Qt9dPgGHLgQ