gasy-bouge – das maskierte Land

Man trägt „cache-bouche“, Mundschutz, und wenn nicht, dann darf man nicht auf die Straße.

Wir kämpfen gegen Windmühlen. Ständig verkündet der Präsident weitere Verbote, schon Menschen, die eventuell Kontakt mit Menschen aus vielleicht infizierten Regionen hatten, werden weggesperrt. Ganze Familien sitzen in Krankenhäusern in Quarantäne fest, können kein Geld verdienen, müssen Aufenthalt und Essen bezahlen und stehen vor dem Abgrund. Schule? Immer noch verboten. Wir sagen: Jetzt erst recht! Und pflanzen Bäume auf dem Kinderhausgrundstück und machen wieder Umweltunterricht mit Kunstbilderbüchern. Damit es von außen nicht so auffällt, muss es kurz sein … Ich kann jetzt die Evolution des Lebens in 12 Minuten erklären. Auch unsere Stadtstraßenkinder malen hinterher fleißig den Archaeopteryx …

Diese Woche dann ein neues Buch: Das Leben in den Meeren. Das hatten wir mit den höheren Klassen schon angeschnitten. Jetzt sind auch die kleineren Kinder begeistert, was es alles gibt! Das haben sie ja alles noch nie gesehen, was da herumschwimmt. Bis zum nächsten Mal sollen sie malen oder schreiben, an was sie sich erinnern, mal sehen, was passiert.

Außerdem haben wir beschlossen, das gesunde Mittagessen nicht mehr im Hof der Lehrerin zu verteilen, da offenbar einige Eltern, die das Essen für ihre Kinder abholen, es einfach selbst essen. 50 Leute darf man – außerhalb der Schule – wieder versammeln. Ab heute gibt es das Essen auf dem Kinderhausgrundstück. Da es furchtbar kalt ist – nur mittages scheint die Sonne – gibt es für alle Kinder ein Kleiderpaket. Die Kleider kauft man im Ballen: Altkleider aus Deutschland, die eigentlich gespendet werden, hier aber illegal einbehalten und für gutes Geld weiterverkauft, die Regierung muss ja was verdienen. Naja, jetzt haben die Kinder jedenfalls ein paar warme Sachen OHNE Löcher.

Und außerdem machen wir, wenn wir schon nicht Theater spielen dürfen, ein Hörspiel. Bei uns zu Hause wird üben wir Text und Lieder – heimlich. Die Kinder stürzen sich auf die Arbeit, endlich wieder Futter fürs Gehirn! Und im Studio darf man in den Pausen zusammen Spaß haben, ohne dass die Polizei hinguckt, und im Garten Trampolin springen!

Wenn bloß keiner uns nicht erwischt. Aus diesem Grund erscheinen in der Co.Zeit auch alle Artikel NICHT auf französisch. Was immer die Windmühlen tun – wir kämpfen weiter gegen sie. Das Leben ist ein Fest. Und Unterricht macht ja auch viel mehr Spaß, wenn er verboten ist.