Es wird kalt, jetzt so richtig, und Hoby hat festgestellt, dass die meisten Familien, die wir in der Stadt betreuen, nicht einmal eine Matratze besitzen in ihren Hütten. Nun gab es warme Kleider und Matratzen – teilweise haben sie die Matratzen in abenteuerliche Behausungen getragen. Was für ein Fest – eine echte Matratze! Und warmes Bettzeug! Und Pullover! Et voilà – so leben unsere Bettelkinder, seit der Präsident sie aus der Stadt gefegt hat – die Behausungen gehören ihnen nicht, sie zahlen dort Miete und versuchen, vor der Tür ein bisschen was anzubauen, was mäßig klappt. Außerdem haben wir beschlossen, den allerärmsten Familien, die sich oft zu sechs einen Löffel teilen und die Töpfe zum Kochen beim Nachbarn leihen, notwendige Dinge zu schenken: Töpfe, Besteck, ein paar Tassen, eine Waschschüssel. Die Freude ist unendlich groß.

Aber jetzt haben alle warmes Bettzeug, wieder Vorräte und warme Kleider, da kann man reinwachsen … das Baby stammt vom letzten Jahr, diese Bettlerin kannte ich schon, als sie schwanger war, jetzt kümmern wir uns ein bisschen mit um das Kleine.

Aber es kommt noch besser: Inzwischen vertrauen uns unsere Stadtkinder soweit, dass sie zu uns nach Talata rauskommen werden zum Lernen. Anfangs hatten sie Angst, dass wir ihre Organe verkaufen, die Kinder klauen … sonstwas. Jetzt wissen sie: Wir sind die Guten. Und ab nächstem Jahr gibt es also … Trommelwirbel … einen Schulbus! Kiki, der hauptberuflich Autos repariert (oben zu sehen als Matratzen-Träger), wird die Kinder abholen und wieder nach Hause bringen. Das ist auch deshalb toll, weil ich die Zeugnisse der Kinder an ihren staatlichen Schulen gesehen habe. Bemerkung: Kind lernt schlecht, ist dumm. Das heißt nicht, dass jemand wie Chantalle, die mit 13 Jahren schreiben gelernt hat, sich nicht bemüht, es heißt, dass die Lehrer sich nicht bemühen. Les Pigeons ist da anders, bei uns lernen ja schon viele schwierige Kinder, und Joséa in ihrer Eizelnachhilfe hilft, wo es gar nicht mehr geht und vollbringt kleine Wunder. Wir sind ja ein komisches Konstrukt zwischen Förderschule und Gymnasium, man könnte sagen, wir leben die absolute Inklusion (nur denken wir nicht so viel darüber nach).

Und damit wir noch mehr Kinder inkludieren können, wächst das neue Gebäude, das Taubenhaus.

Auch im Kinderhaus ist viel los, zu Pfingsten gab es einen Ausflug auf den Stadtberg, der hinter dem Haus von Martine, der Nählehrerin, beginnt. Ihr sehr lustiger Mann, der für alle Kinder den Ehretitel Papí, Großvater, trägt, ist mit den Kindern durch die Straßen getanzt und den steilen Hang hinaufgeklettert – hier gibt es ein kleines bisschen stadtnahe Natur. Hinterher gab es ein Essen für die Wanderer und einen Besuch bei Hoby, unserer Sozialarbeiterin und guten Seele für alles. Was für ein Fest!

Außerdem hat die Nähwerkstatt Wurf-Makis gebastelt, eigentlich für Deutschland zum Verkaufen, ein Sommerspiel für den Strand, aber im Moment geht ja keine Post zu uns … die Kinderhauskinder haben die Flugaffen ausprobiert und hatten viel Spaß.

Ach ja, und dann haben auch noch Fy, Orlando, Fitahiana und Chattya ihren Geburtstag gefeiert. Es lebe die Sahnecrème! Die Kinder sind jeweils mit Vormund und Torte photographiert, Chattyas -und Johans – Vormund ist Holy nach dem Tod ihrer Großmutter. Ich habe gefragt, ob es in Madagskar Sitte ist, das Geburtstagskind mit Tortensahne im Gesicht zu photographieren, aber es hieß, nein, das ist nur im Kinderhaus Sitte.