Unsere vier reisenden Lehrer sind wieder zu Hause. So viele Leute haben uns eingeladen, nach Sarstedt fü reine Woche Hospitation, nach Stralsund ganz spontan, nach Boizenburg für Lesungen, nach überall. Nachdem unser großes Reiseprojekt „Wissen Wieg Nichts“ hieß, was auch so auf den Pulloverärmeln stand, haben wir gemerkt: Es wiegt ganz schön! Die Koffer mit allen geschenkten und vielen von uns besorgten Materialien gingen kaum zu, wir haben Übergepäck für alle bezahlt und trotzdem noch geschummelt, und Philipp hat die Lehrer und das Gepäck mühsam zum Flughafen geschleift.

Sie haben festgestellt: Deutsche lieben Bäume, wollen immer auf alles klettern, Türme, Aussichtsplattformen … und essen ständig Pizza. Tränenreicher Abschied bei der Korczakschule … Wann kommen die wieder? Letzte Selfies … Alle Kinder (die vor drei Wochen noch gesagt hatten: Wenn die Afrikaner kommen, melde ich mich krank) wollen mit in den Koffer und nach Madagaskar. Wunder geschehen. Hier die letzten Bilder aus Deutschland:

Die Lehrer haben viele Eindrücke mit genommen, und nun wird in Talata fleißig Neues ausprobiert: Die Grundschullehrer lernen Rechenhilfen und das LÜK-System, das sie den Schülern beibringen werden, damit ein paar auch mal ohne Lehrer arbeiten können. Einen Vortrag für die anderen Lehrer haben sie auch alle gehalten – wie das so ist, in Deutschland.

Überhaupt waren die Lehrer sehr erstaunt, dass es in Deutschland so viel Material gibt: zum Anschauen, zum Anfassen, zum Zusammenbauen, zum Ausprobieren, zum Hören. Bei ihnen gibt es nur zwei Dinge: Tafel und Kreide. Lernen mit allen Sinnen ist etwas ganz Neues. Und Projektlernen kennen sie bis jetzt nur aus meinem Umweltunterricht. Auch, dass im Kindergarten tatsächlich NICHT abgeschrieben, sondern GESPIELT wird, und dass man dabei etwas lernt, hat sie verblüfft. So viele tolle Materialien haben wir von den Kindergärten geschenkt bekommen, die Nickaya alle am liebsten hier behalten hätten … Was man zum Beispiel aus Papptellern alles machen kann! Da wird es noch viele Bastelkurse geben, demnächst dann für die Kinder. Und Ausmalbilder sind auch toll.

Ganz erstaunlich auch: die Benutzung von Noten statt der Silben Do-Re-Mi. Gelernt und gleich umgesetzt von Nasandratra, dem Lehrer, der auch die Filmband geleitet hat.

Katharina, unsere Wunder-Voluntärin, hat inzwischen mit den Akany-Kindern die Küche in der Volunteer-Wohnung angemalt: Biologie-Unterricht mit dem Pinsel. Also, wer auch immer der nächste Voluntär ist, hat die schönste Küche der Welt. Sollte aber möglicher Weise mit Sauerstoffflasche dort kochen, da es ja ziemlich tief unter Wasser zu sein scheint.

Und Bäume ziehen auch schon wieder neue ins Akany. Weil Deutsche doch Bäume so lieben. Der Gemüsegarten im Akany gedeiht gut …

Und etwas Wunderbares ist in der Abwesenheit der Direktion geschehen: Wir hatten den „Sozialhilfesatz“ der 4amis, der Bettelfamilien unserer Akany-Kinder, hochgesetzt, weil ständig alles teurer wird. Sie haben sich von dem Geld mit Orangen und Erdnüssen eingedeckt und sind nun keine Bettler mehr, sondern Verkäufer am Straßenrand, stolz mit eigenem Stand. Zum letzten Vorräte-Abholen kamen sie zur Abwechslung ganz sauber und gekämmt. Wow!

Auch in der Altenpflege, die ja per se nicht existiert, sind wir offenbar tätig. Hier Grüße von Tahianas Großmutter, die jetzt eine saubere Hütte und genügend zu essen hat und wieder das Gehen übt.

Im Süden gibt es bei der Schule „Les Grêvistes“ leider NOCH keinen Gemüsegarten, nur bei den beiden anderen Schulen. Die Grêvistes-Kinder bitten in jedem Patenbrief darum: Baut uns endlich eine richtige Schule, und wir wünschen uns so sehr einen Garten! Sobald der Brunnen da ist, dessen Antrag immer noch im Bearbeitungs-Ping-Pong hängt, werden wir das tun. Im Moment müssen wir viele Dokumente nachliefern, das können sich die Kinder natürlich nicht vorstellen, sie wollen den Garten JETZT, und die Schule auch. Der Cyclon hat ihre aus Ästen gebaute Schule fast komplett zerstört, die Eltern und Lehrer sind schon dabei, sie wieder aufzubauen. Wir haben beschlossen, neue Tische und Schulbänke zu besorgen. Ein Mädchen bittet in einem rührenden Brief, dass man sich um ihre Augen kümmern möge, und Dr. Rinja, der die Kinder betreut, sagt uns, sie haben es schon mit antibiotischen Trofen versucht, aber er wird sie jetzt zum Augenarzt nach Toliara (eine Weltreise) bringen. Dafür haben wir eine neue Mitarbeiterin an Bord: Rinjas Frau Noella, die französisch und deutsch spricht, wird jetzt mithelfen, so dass es hoffentlich ab jetzt mehr Süd-Photos gibt. Überraschender Weise bekomme ich ein Video von den Kindern, die mit den von uns mitgebrachten Sachen spielen. Wie haben sie es geschafft, die Fangtücher für die Affen so sauber zu halten?? Tja, die Lehrer nehmen wohl das wertvolle Spielzeug immer mit nach Hause und waschen es … (mit welchem Wasser?)