Immer, wenn ich einen Pinsel in die Hand nehme, um eine Tür oder einen Fensterladen zu streichen, zack, kommt ein Wolkenbruch und schwemmt mich weg. Wenigstens den großen Saal von innen haben wir restauriert, Mr. Misa, Franc und ich. Die Chamäleons und die Felder haben die Mädchen vom Deutschkurs gemalt. Da kann man sogar Schmetterlinge, Lolos, ernten! Und es gibt lustige neue Tiere wie z.B. eine Riesenschildkröte von Mr. Misa, auf die man sich echt draufsetzen kann.
Sonntag waren wir in der Kirche, mit allen Kinderhauskindern. Madagassen machen ja überall Karaoke, auch dort: Der Text wird an die Wand projiziert, und es gibt eine halbe Stunde, da kann sich jeder ein Lied wünschen. Toll! Und natürlich regnet und regnet und regnet es, und wir beten und beten und beten, und hinterher gibt es Cola in einem Fastfoodrestaurant (das ist das Feinste vom Feinsten), und dann wird bei Holy zu Hause pädagogischer Kram gespielt, damit Holy die Spiele demnächst allen Schülern erklären kann.
Auch das Kunstprojekt geht weiter: Erst die Impressionisten – großes Erstaunen: Nur Punkte? Echt jetzt? Wie immer erkläre ich am Anfang ein bisschen, was sich die Maler damals so gedacht haben, und zeige ein paar Bilder. Mr. Misa ist fasziniert von Monets Seerosen. Hier hätten die ja genug Wasser zur Zeit. Die Viertklässler machen dann wirklich große Kunst. Also, wenn man sie davon abhält, sich gegenseitig und ihre Kleider anzumalen. Hinterher werden die Bilder professionell in Rahmen geklebt und die Künstler unterschreiben und finden Titel, und jeder stellt wieder sein Werk vor und erklärt, wo das ist, das meiste nicht am Meer, sondern an irgendwelchen Seen in der Nähe, na ja, Wasser gibt es bei dem Regen im Moment sowieso überall. Am Ende gibt es wie bei den Surrealisten die Wahl des besten Bildes. Das mit den Apfelbäumen gewinnt. Ist ja klar, da gibt es was zu Essen drauf, und Essen ist das Wichtigste in Madagaskar.
Und dann, als es mal ganz kurz vergiss zu regnen, beginnen die Jungs mit Alain, dem Tischler, schnell mal, den „Louvre“ zu bauen, unsere Museumspyramide beim Akany, zum Klettern. Die Balken dafür habe ich, im Regen, fluchend, schon am Tag zuvor in einem nicht sehr dichten Unterstand angestanden, während es eigentlich gerade dunkel wurde. Weil es zu sehr schüttet, brechen wir ab – die Schrauben brechen übrigens auch ab und zu ab, obwohl sie aus Deutschland sind. Am nächsten Tag wird weitergebaut, bis es keine Schrauben mehr gibt (dafür aber Regen), vielleicht schaffen wir es morgen fertig, mit neuen Schrauben? Und neuem Regen?
Abends wird wieder gespielt, wir räumen das Meer auf, die Kinder fahren mit ihren Booten raus, drehen Karten um und finden Müll, den sie rausbringen, damit die Tiere wieder ins Meer ziehen können.
So, der Expressionismus muss in den nächsten Blog!