Ein Link zu den Sternen und Kochen in Höhlen

Eigentlich sind die Sommerferien Winterferien. In Talata werden Wollmützen getragen. Alles ist trocken, aber unsere Felder nicht ganz! Stolz halten Zitronengras und Anti-Erosions-Büsche Boden und Feuchtigkeit fest.

Und nun verbinden wir uns mit den Sternen, um überall sicheres Internet zu haben. Das ist ein großes Abenteuer. Starlink hat nach Mada geliefert, die Pakete reisten von Amerika über Lübeck nach Tana. Von dort hat dann Ralph, aus Berlin, den DHL-Fahrer nach Tana ins Dorf gelotst. Die Kabel, um die einzelnen Gebäude funk-zu-verbinden, sind allerdings mit Lion ins Land gereist. Die Geschichte beginnt in Berlin. „Guck mal, das ist ganz einfach, das verschaltet man so, und das funkt dann an das, und das muss man so aufs Dach schrauben, und diese Kabel gehen dann dorthin und diese dorthin und das steckst du so zusammen, damit es wasserdicht ist …“ Verzweifeltes Nicken. „Okay …“

Und dann allein in den Flieger, zum ersten Mal, Hilfe. Aber er hat es geschafft, weder sich noch die Kabel zu verlieren. In Talata haben Nasandratra aus der Information und Janet, der Elektrowerkstattlehrer, zum Glück übernommen und die ganze Sache mit Hilfe von Alain, dem Holzlehrer, aufs Dach gebaut. Starlink sendet jetzt ans Pigeon, die Schule, und von dort reist das Internet durch die Luft auf geheimnisvollen Wegen in Zukunft ans Pigeonnier (Oberstufe), Atody und Akany (Kinderhäuser). Hier sind sie, die Helden der Antennen:

Es funktioniert! Wenn Strom da ist.

Strom ist leider selten da, denn die Solaranlagen auf allen Gebäudem sind veraltet. Lion und Nomena prüfen überall die Batterien mit dem Spannungsmesser, alle helfen dokumentieren und knipsen, und Ralph in Berlin bemüht sich jetzt um eine Firma, die das alles mal anständig neu und aus-einem-Guss macht (aber gleichzeitig alles halbwegs noch gehende wieder verwendet, das madagassische Paradoxon). Aber guck mal, mit dem Spannungsmesser kann man auch die Körperspannung messen!

Aber es geht ja nicht nur um Technik. Die Kinder freuen sich ganz furchtbar, ihren altgedienten großen Bruder wieder zu haben, und es wird gespielt, getobt, zusammen gegessen, alle wollen Selfies … der Autoteppich aus Berlin (mit Berlin drauf!) , den wir schnell noch besorgt hatten, ist der Renner. Dann bauen Alain, Nomena und Lion die aus Tana mitgebrachten Rutschen auf: Die Ferien werden großartig!

Und natürlich wird gekocht, nach dem letzten Kochprojekt haben viele der allerärmsten Familien sich gewünscht, besucht zu werden. Papí, Joséa, Zo und Lion ziehen also los, die Übersetzungs-App immer dabei. Es ist jedes Mal ein Fest! Und was sagt der Volontär? „Es ist so megaschön hier. Die Menschen sind ganz anders. In Deutschland habe ich im Dunkeln manchmal Angst in den Straßen, hier nicht. Manchmal macht es mich traurig, das zu sehen, wie die leben. Es ist die selbe Welt, aber eine ganz andere. Ich bin hier auch ein anderer. Besser. Können wir vielleicht doch meinen Traum von dem Restaurant wahrmachen, wo es zweimal die Woche umsonst Essen für arme Leute gibt? Seit ich hier bin, denke ich wieder die ganze Zeit darüber nach, was ich machen kann, damit es den Leuten besser geht.“

Alle lieben Selfies

Und direkt die nächste Familie … das ist die von Lindah, Kelly und Tianay aus dem Kinderhaus. Ein bisschen sieht das aus wie Leben in einer Höhle. Die 16jährige Schwester und ihr Baby sind auch dabei. Gibt schon Gründe, dass Kelly und Lindah und Tianay bei uns sind. Klar lieben sie ihre Mama trotzdem.

Dann folgt die Familie von Faratiana, seit dem Tod des Vaters ist es sehr schwer für sie. Warme Wintersachen gibt es von uns ab und zu. Und jetzt mal ein Essen mit richtig vielen Vitaminen. Und dann kriegt man plötzlich ein Baby in die Hand gedrückt und weiß nicht so recht, was tun … aber guck mal, es beißt gar nicht.

Ansonsten wird gespielt, gespielt, gespielt, das mitgebrachte Twister führt zu vielen Knoten, im Akany werden Bilder an die Wand geklebt, die wir ausgedruckt hatten vom letzten Besuch, schön schief, und Tsiavahana, die demnächst studieren geht, hat jetzt ein Handy, Lions altes, das ist etwas sehr Besonderes in Madagascar.

In der Schule gibt es Ferien-Aktivitäten – Nachhilfekurse, den Deutschclub bei Mr. Misa und – es ist ja Winter – alle backen zusammen. Lecker!

Dann gibt es ein sehr lustiges Skype-Gespräch: die Kinder im Süden sprechen über Lions Handy und Noelas Laptop mit den Kindern in Talata. Was für ein herrliches Durcheinander! Ohne wirkliches Licht, weder im Akany noch im Internat in Ejeda, die Kinder fragen: Warum ist es in Deutschland abends noch so hell? Und die Südkinder wundern sich, dass die Betreuerin in Talata eine dicke Mütze trägt …. Aber alle freuen sich, Nomena moderiert, jeder soll sich mal vorstellen, als unsere Nachbarin vorbeikommt, stellt er selbst sich auf deutsch vor und alle sind beeindruckt … Hier schwer erkennbare Momente einer mehrstündigen Konversation in 4 Sprachen, die Bilder, auf denen vermeintlich nur Sonnenblumen sind, muss man anklicken, damit etwas drauf ist: